Warum wir Angst vor Risiken in der Geldanlage haben

Risiko – schon der Begriff lässt viele Menschen zurückschrecken, besonders wenn es um Finanzen geht. Doch warum ist das so? Warum vermeiden wir Risiken, selbst wenn sie der Schlüssel zu besseren Renditen sein können? Die Antwort liegt in einer spannenden Mischung aus Psychologie, Erfahrungen und gesellschaftlichen Prägungen.

Die Wurzeln der Angst

Angst ist ein Überlebensmechanismus, der uns vor Gefahren schützen soll. Für unsere Vorfahren war es überlebenswichtig, Risiken sorgfältig abzuwägen – sei es bei der Jagd oder beim Erkunden neuer Gebiete. Diese Vorsicht steckt noch immer tief in uns.

Heute begegnet uns Risiko in einem ganz anderen Kontext, etwa bei der Geldanlage. Doch unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen der Gefahr eines Raubtiers und der Möglichkeit, Geld an der Börse zu verlieren. Die Reaktion bleibt ähnlich: wir wollen das Risiko vermeiden.

Verlustaversion: Die Angst, zu verlieren

Studien der Verhaltensökonomie, wie die bekannte Prospect Theory von Daniel Kahneman, zeigen, dass Menschen Verluste stärker empfinden als Gewinne. Ein Verlust von 1.000 Euro fühlt sich deutlich schmerzhafter an, als ein Gewinn von 1.000 Euro Freude bereitet.

Diese Verlustaversion führt dazu, dass viele Anleger Chancen meiden, weil sie das Risiko eines potenziellen Verlusts stärker gewichten als die Möglichkeit eines Gewinns.

US-Anlageerträge nach Anlagezeitraum
US-Anlageerträge nach Anlagezeitraum, (c) JPM 12/2024

Fehlwahrnehmungen: Risiko wird oft falsch verstanden

Viele Menschen empfinden den Kapitalmarkt als unkontrollierbar oder chaotisch. Begriffe wie „Crash“ oder „Volatilität“ wirken abschreckend, insbesondere wenn sie in den Medien ohne Kontext präsentiert werden.

Dazu kommen persönliche Erfahrungen: Wer während einer Krise Verluste erlitten hat, wird oft zögern, erneut zu investieren. Unsere Wahrnehmung des Risikos ist oft stärker von Emotionen als von Fakten geprägt.

Kulturelle Prägung: Sicherheit statt Risiko

In vielen Kulturen wird Sicherheit hoch geschätzt. Das Sparbuch gilt als „sicher“, während Aktien oder Fonds oft als „zu riskant“ wahrgenommen werden. Diese Einstellungen werden häufig von Eltern oder Großeltern weitergegeben.

Ein weiterer Punkt: In vielen Gesellschaften wird finanzieller Verlust als persönliches Scheitern betrachtet. Niemand möchte erklären müssen, warum eine Investition nicht funktioniert hat. Das führt dazu, das

s viele lieber auf Nummer sicher gehen – auch wenn sie dadurch langfristige Chancen verpassen.

Emotionen und Kurzfristdenken

Emotionen spielen in der Geldanlage eine größere Rolle, als wir uns oft eingestehen wollen. Angst und Unsicherheit können Entscheidungen blockieren, während die „Angst, etwas zu verpassen“ (engl. FOMO -Fear of missing out ), zu impulsivem Verhalten führt.

Kurzfristiges Denken verstärkt diese Dynamik. Viele bewerten ihre Investments in Wochen oder Monaten, obwohl langfristige Pläne entscheidend sind. Marktschwankungen erscheinen dadurch bedrohlicher, als sie tatsächlich sind.

Fazit

Unsere Angst vor Risiken ist tief in unserer Psychologie und Gesellschaft verwurzelt. Sie basiert auf Instinkten, die uns einst geschützt haben, aber heute oft im Weg stehen. Die gute Nachricht: Diese Angst lässt sich überwinden. Im nächsten Beitrag zeige ich, wie man Risiken besser versteht und klug damit umgeht.

Gründer der RAETIKON.invest GmbH – seit 2018 an Ihrer Seite Daniel hat einen Master in Finance und verfügt über 25 Jahre Erfahrung im Finanz- und Bankbereich. Er bekleidete bei heimischen Privat- und Regionalbanken Fach- und Führungspositionen. Daniel gilt als Spezialist in seinem Fachgebiet und war einer der ersten Financial Planner (CFP®) Vorarlbergs. Den Verband Financial...

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Grafik von J.P. Morgan Asset Management; Quelle: Bloomberg, LSEG Datastream, S&P Global, Strategas/Ibbotson, J.P. Morgan Asset Management. Large-Cap-Aktien repräsentieren den S&P 500 Composite und Anleihen repräsentieren den Strategas/Ibbotson US Government Bond Index, den US Long-Term Corporate Bond Index bis 2000 und den Bloomberg US Agg. Unternehmen – Investment Grade Index ab 2000. Die angegebenen Erträge sind Jahreserträge und basieren auf den monatlichen Erträgen von 1950 bis zum Zeitpunkt der letzten Verfügbarkeit, einschließlich Dividenden. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die aktuelle und zukünftige Wertentwicklung. Guide to the Markets – Europa. Stand der Daten: 31. Dezember 2024.