“Sell in May and Go Away” ist eine alte Börsenweisheit, die besagt, dass die Aktienmärkte in den Sommermonaten oft schlechter abschneiden als in anderen Teilen des Jahres.

Ursprung der Weisheit

Die Phrase stammt ursprünglich aus England und geht auf das Jahr 1776 zurück, als Anleger, Banker und andere Briten im Sommer Urlaub machten und im November nach dem St. Leger’s Stakes Pferderennen zurückkehrten​. Die Börsenaktivität nahm im Sommer ab, was zu einer saisonalen Schwächung des Marktes führte.

Doch wie wirkt sich dies in der Praxis aus? Hier einige Beispiele und Analysen, die zeigen, wie sich dieses Phänomen in der Vergangenheit bemerkbar gemacht hat.

Beispiel: MSCI World Index

Ein gutes Beispiel, um die Auswirkung dieser Weisheit zu veranschaulichen, ist der MSCI World Index, der die Aktienmärkte in entwickelten Ländern weltweit abbildet. Schauen wir uns an, wie sich dieser Index in den Sommermonaten im Vergleich zum Rest des Jahres verhielt.

Eine Studie von Horizon Investments aus dem Jahr 2017 zeigte, dass zwischen 1988 und 2016 der durchschnittliche Ertrag des MSCI World Index von Mai bis Oktober deutlich geringer war als von November bis April. Insbesondere in den Sommermonaten kam es oft zu weniger starken Kursanstiegen oder sogar zu leichten Rückgängen.

Beispiel: US-Börsen und der Dow Jones

Ein weiteres Beispiel findet sich in den US-amerikanischen Börsen, insbesondere beim Dow Jones Industrial Average, einem der bekanntesten Aktienindizes der Welt. Historisch gesehen zeigten Daten, dass der Dow Jones in den Sommermonaten häufiger Seitwärtsbewegungen oder leichte Verluste verzeichnete. Ein Blick auf die jährlichen Statistiken zeigt, dass in einigen Jahren, wie zum Beispiel 2008 oder 2011, der Index in den Sommermonaten deutliche Rückgänge erlebte.

In 2008, als die Finanzkrise begann, erlebte der Dow Jones im Sommer einen erheblichen Einbruch. Zwar ist dies ein extremes Beispiel, aber es zeigt, wie Märkte in dieser Jahreszeit anfälliger sein können.

Seit 1950 hat der Dow Jones Industrial Average von November bis April eine durchschnittliche Rendite von 7,5 % erzielt, verglichen mit einer Rendite von nur 0,3 % von Mai bis Oktober​​.

Beispiel: Saisonalität und der S&P 500

Ein weiteres interessantes Beispiel kommt vom S&P 500, einem weiteren wichtigen US-Index.

Seit 1990 erzielte der S&P 500 zwischen Mai und Oktober im Durchschnitt etwa 2 % Rendite, während er von November bis April eine durchschnittliche Rendite von etwa 7 % erzielte. Dies deutet auf eine signifikante Unterperformance in den Sommermonaten hin​​; zB waren die Sommermonate 2010 bis 2012 durch geringe Kursbewegungen gekennzeichnet. Dies lässt sich zum Teil durch das geringere Handelsvolumen im Sommer und die damit verbundene geringere Marktliquidität erklären.

Eine Untersuchung zeigt, dass ein Investment von 10.000 USD im S&P 500 von November bis April im Vergleich zur Investition im gleichen Index von Mai bis Oktober deutlich besser abschneidet. Der Gesamtgewinn in der Periode von November bis April ist wesentlich höher, während der maximale Drawdown in den Sommermonaten signifikant größer ist​.

Vorsicht vor Pauschalisierungen

Trotz dieser Beispiele sollten Anleger vorsichtig sein, wenn sie ihre Anlagestrategie ausschließlich auf dieser Weisheit aufbauen. Die Aktienmärkte sind von vielen Faktoren abhängig und saisonale Trends können sich ändern. Beispielsweise haben sich in den letzten Jahren auch Sommermonate mit positiven Renditen gezeigt, was darauf hindeutet, dass “Sell in May and Go Away” nicht immer zutreffend ist, wie die abgebildete Statistik/Grafik aus dem Jahr 2020 veranschaulicht.

Abschwächungen des Trends

Es ist wichtig zu beachten, dass es auch Jahre gab, in denen sich der Trend “Sell in May and Go Away” nicht bestätigt hat. Beispielsweise führten massive Interventionen der US-Notenbank im Jahr 2020 zu höheren Aktienkursen in den Sommermonaten, und 2021 stiegen die Aktienpreise ebenfalls. Daher kann es gefährlich sein, sich ausschließlich auf diese Weisheit zu verlassen​.

Fazit

Die Börsenweisheit “Sell in May and Go Away” kann historische Grundlage haben, aber Anleger sollten nicht nur auf diesen Spruch vertrauen. Stattdessen ist es ratsam, eine gut durchdachte Anlagestrategie zu verfolgen, die auf Diversifikation und langfristigen Zielen basiert. Professionelle Beratung und eine kontinuierliche Überwachung der Märkte sind unerlässlich, um die besten Entscheidungen zu treffen.

Ich freue mich, Sie beraten zu dürfen.

Gründer der RAETIKON.invest GmbH – seit 2018 an Ihrer Seite Daniel hat einen Master in Finance und verfügt über 25 Jahre Erfahrung im Finanz- und Bankbereich. Er bekleidete bei heimischen Privat- und Regionalbanken Fach- und Führungspositionen. Daniel gilt als Spezialist in seinem Fachgebiet und war einer der ersten Financial Planner (CFP®) Vorarlbergs. Den Verband Financial...

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Quellen: Horizon Investments, Wall Street Mojo, Quantified Strategies, Fidelity Investments, Vested, Investing.com